Zeeland – Ansegeln mit kleinen Herausforderungen

Kommentare 0
Niederlande, Reiseberichte
image_pdfimage_print

Törnbericht 27.03 – 30.03.2015

27.03.2015

001-Bavaria36-Cruiser-Bruce600

Bavaria 36 Cruiser Bruce
Foto: Wolf Ortlinghaus

Zum Einstieg in die Saison 2015 wollen wir ein verlängertes Wochenende in Zeeland segeln. Bei Enjoy Sailing haben wir die Bavaria 36 Cruiser Bruce gebucht. Auf dem Weg nach Sint Annaland erstehen wir Fischfilet für unser erstes Abendessen. Um kurz nach 10.00 Uhr treffen wir bereits bei Enjoy Sailing in Sint Annaland ein. „Eine Checkliste für die Schiffsübergabe benötigt Ihr nicht. Wir haben alles überprüft!“ versichert uns die freundliche Mitarbeiterin von Enjoy Sailing. Gleichwohl stellen wir fest, dass beide Gasflaschen an Bord leer sind, eine Pfanne fehlt und der Stromatlas für die Schelde Gewässer ebenfalls nicht an Bord ist. Alle fehlenden Ausrüstungsgegenstände werden flott zur Verfügung gestellt.

Die Saison beginnt gerade erst und so ist eventuell noch nicht alles 100 % eingespielt.

Nach erfolgreicher Schiffsübernahme und Sicherheitseinweisung geht es los. Bei moderatem Westwind und Sonnenschein genießen wir es wieder auf dem Wasser zu sein. Die Marina Sint Annaland ist über den Krabbenkreek mit der Oosterschelde verbunden. Im Krabbenkreek empfiehlt es sich im Fahrwasser zu bleiben. Links und rechts daneben wird es flach und je nach Höhe der Gezeit fallen große Flächen trocken. Auf der Schelde treffen wir jede Menge Binnenfrachter an. Wir halten uns gut von denen frei und sind sehr zufrieden mal wieder auf einer Yacht unterwegs zu sein.

Unser heutiges Ziel ist Terneuzen. Diese Stadt verfügt über eine Marina und liegt an der Westerschelde am Südufer. Der Weg dorthin führt über den Zuid-Beveland Kanal.

Nach einigen schönen Segelstunden fahren wir in den Zuid-Beveland Kanal ein. Über Funk haben wir uns angemeldet und warten auf die Öffnung der Postbrug. Einige Kilometer weiter gilt es auf die Öffnung der Vlakebruggen zu warten. Anschließend geht es in die Hans-Weert Sluis. Als erstes fährt das Binnenschiff Lovestory ein. Der Schleusenwärter macht uns klar, dass wir uns daneben legen sollen. Kurze Zeit später fährt als letztes der Binnenfrachter Johannes Sr ein. Endlich wird die Schleuse bedient.

 

Zeeland - Ansegeln mit kleinen Herausforderungen - Krabbenkreek - Sint Annaland

Krabbenkreek – Sint Annaland
Foto: Wolf Ortlinghaus

007-Vlakebruggen600

Vlakebruggen
Foto: Wolf Ortlinghaus

Hans-Veert Schleuse

Hans-Veert Schleuse
Foto: Wolf Ortlinghaus

Schleusenmauer

Schleusenmauer
Foto: Wolf Ortlinghaus

Wenig später geht es auf die Westerschelde. Hier ist nun richtig was los. In der Mitte fahren die Hochseeschiffe Richtung offene See oder entgegengesetzt nach Antwerpen. Daneben an den Seiten die Binnenfrachter und Küstenmotorschiffe und irgendwo am Rand versuchen wir für uns freien Seeraum zu finden.

Mit Umsicht, vorausschauendem Blick und Beachtung der Kollisionsverhütungsregeln funktioniert das Miteinander der unterschiedlich großen Verkehrsteilnehmer prächtig.

Auf der Westerschelde sind stets die Gezeiten und vor allem der Strom zu berücksichtigen. Um 19.30 Uhr ist Hochwasser Vliessingen und so langsam macht sich der Strom gegenan bemerkbar. Zur Zeit ist es lediglich 1 Knoten. Bei Springzeit kann der maximale Gezeitenstrom auf der Schelde auch gerne gut 3 Knoten betragen.

Containerfrachter Elan - IMO: 9315006

Containerfrachter Elan – IMO: 9315006
Foto: Wolf Ortlinghaus

Gerade überholt uns der Containerfrachter Elan, der wie wir seewärts fährt. Mit 150 Meter Länge und fast 23 Meter Breite gehört die Elan noch nicht zu den richtig großen Hochseefrachtern, die auf der Schelde fahren. Kurze Zeit später passiert uns die zierliche Lady Menna mit einer Länge von lediglich 88 Metern.

 Lady Menna

Lady Menna
Foto: Wolf Ortlinghaus

Kurz bevor wir Terneuzen erreichen erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Schelde.

Sonnenuntergang über der Westerschelde

Sonnenuntergang über der Westerschelde
Foto: Isabella Faßbender

Wenig später queren wir die Westerschelde und laufen in Terneuzen ein.

Jachthaven Terneuzen

Jachthaven Terneuzen
Foto: Wolf Ortlinghaus

Wie erwartet ist die Marina zu dieser Jahreszeit recht leer. Nach dem Festmachen gibt es unser Anlegebier. Anschließend machen wir uns über unseren Fisch her und lassen den wunderschönen Segeltag mit vielen schönen Eindrücken ausklingen.

28.03.2015

Süd 4 bis 5, zunehmend Südwest 6 bis 7, zeitweise Regen, moderate bis schlechte Sicht – der Wetterbericht um 08.05 Uhr auf Kanal 23 hört sich nicht wirklich überzeugend an. Gleichwohl stimmt die Windrichtung für unseren heutigen Schlag von Terneuzen über die Nordsee in die Oosterschelde. Bei leichtem Nieselregen werfen wir die Leinen los und setzen die Segel. Noch weht es mit 4 bis 5 aus Süd. Wir folgenden dem Verlauf des Fahrwassers die Westerschelde seewärts. Der Gezeitenstrom schiebt uns heute mit bis zu 3 Knoten. Über Grund machen wir zeitweise knapp 9 Knoten Fahrt.

Auch heute ist wieder einiges los. Küstenmotorschiffe und Hochseefrachten sind unterwegs.

Auf einem Flach sehen wir zahlreiche Motorboote vor Anker liegen und angeln. Es ist Samstag und da ist natürlich auch die Freizeitschifffahrt vertreten.

Kurz vor Vliessingen ändern wir unseren Kurs nordwärts und queren die Schelde um dicht unter Land zu segeln. Nachdem wir Vliessingen passiert haben, runden wir Walcheren. In diesem Nebenfahrwasser entlang der Küstenlinie ist wenig Schifffahrtsverkehr. Die Frachtschiffe halten sich im Tiefwasser deutlich vom Land entfernt.

Radarüberwachung und Seenotrettung vor Walcheren

Radarüberwachung und Seenotrettung vor Walcheren

Nachdem wir Walcheren gerundet haben, nimmt der Wind deutlich zu und dreht zunehmend auf Südwest. Wir reffen das Großsegel und genießen das rasante Segeln.

Ost Untiefentonne OR-R vor der Roompotsluis

Ost Untiefentonne OR-R vor der Roompotsluis
Foto: Wolf Ortlinghaus

Wir nähern uns der Roompotschleuse und bergen die Segel. Vor der Schleuse machen wir am Wartesteiger fest. Die Schleuse wird in wenigen Minuten für uns bedient. Schon zeigen die Schleusensignale rot-grün an und die Schleusentore öffen sich. Wir werfen die Leinen los und werden lediglich vom achterlichen Wind auf 4 Knoten Fahrt beschleunigt. Die hohen Schleusenmauern geben uns Windschutz und unser Anlegemanöver läuft perfekt ab. Nach der Schleusung sind wir wieder auf der Oosterschelde. Wir entscheiden uns für Zierikzee, da für morgen Sturm angesagt ist. Weiter geht es bei sehr böigem Wind mit gerefften Segeln über die Oosterschelde. Nach einer guten Stunde haben wir bereits den Havenkanal von Zierikzee erreicht.

Keersluis Zierikzee - wird zum Schutz vor Hochwasser geschlossen

Keersluis Zierikzee – wird zum Schutz vor Hochwasser geschlossen
Foto: Wolf Ortlinghaus

Einen freien Liegeplatz gibt es nicht mehr. Wir müssen ins Päckchen. Die Crew einer Bavaria winkt uns zu sich heran und hilft uns beim Anlegen. Zum Dank spendieren wir eine Runde Becksbier. Die nette Crew revanchiert sich wenig später mit einer Runde Jupiler, einem belgischen Bier. So fühlen wir uns hier in Zierikzee gleich richtig wohl.

Nach dem Abendessen gönnen wir uns einen ausgedehnten Spaziergang durch das malerische Zierikzee.

Zierikzee bei Nacht<br>

Zierikzee bei Nacht
Foto: Wolf Ortlinghaus

Zierikzee bei Nacht

Zierikzee bei Nacht
Foto: Wolf Ortlinghaus

Zierikzee bei Nacht

Zierikzee bei Nacht
Foto: Wolf Ortlinghaus

29.03.2015

Der Wetterbericht hat für heute 7 bis 8 Windstärken mit Böen um 55 bis 60 Knoten angekündigt. Die belgische Crew muß heute noch die Yacht zurück geben und legt zeitig ab. Wir haben uns für einen gemütlichen Hafentag entschieden. Auch wenn der Höhepunkt des Sturms erst für heute Nachmittag angekündigt ist, wollen wir uns lieber Zierikzee anschauen und den Sonntag entspannt angehen. Am Nachmittag besuchen wir das Museum im Stadhuis und bekommen einen tollen Einblick in die Entwicklung der Seestadt Zierikzee und deren Bedeutung für den Handel in vergangenen Jahrhunderten.

 Nach dem Sturm

Nach dem Sturm
Foto: Wolf Ortlinghaus

Museumshafen in Zierikzee

Museumshafen in Zierikzee
Foto: Wolf Ortlinghaus

30.03.2015

Heute müssen wir wieder nach Sint Annaland zurück. Leider! Dazu müssen wir unter der Zeelandbrücke durch. Bei einer maximalen Durchfahrtshöhe von 15 Metern müssen wir bei unserer Masthöhe von gut 17 Metern auf die Öffnung der Brücke warten.

Zierikzee Mühle

Zierikzee
Foto: Wolf Ortlinghaus

Über Kanal 22 verabreden wir uns für 08.40 Uhr. Einige Minuten vorher ziehen wir im Seegang unsere Warterunden vor der Brücke. Pünktlich wird die Autobahn gesperrt, die Brücke jedoch nicht geöffnet. Nachdem sich lange Autoschlangen auf beiden Seiten gebildet haben, wird die Brücke wieder für den Verkehr freigegeben. Es gibt ein technisches Problem. Wir mögen bitte Geduld haben und warten. Techniker kommen mit ihren Werkstattwagen und unternehmen mehrere Versuche die Brücke in Betrieb zu nehmen. Vergeblich. Vorschlag des Brückenpersonals: „Fahrt erst einmal wieder nach Zierikzee. Noch haben wir keine Idee wieso sich die Brücke nicht bedienen lässt. Es könnte ein Softwareproblem sein“

Wir nutzen die Zeit in Zierikzee für eine weitere Stadtbesichtigung bei schönstem Wetter und tätigen einige Einkäufe bei Albert Heijn.

Zierikzee - Transporter mit Jupiler Werbung

Zierikzee
Foto: Wolf Ortlinghaus

Gegen 01.00 Uhr erhalten wir telefonisch die Info, dass die Brücke sich wieder bedienen lässt. Wir fahren hoch motiviert los und stehen einige Minuten später vor der geschlossenenen Keersluis. Die Schleuse ist wegen Hochwassers geschlossen und wird erst in einer Stunde wieder öffnen.

Geschlossene Keersluis - und wieder warten wir

Geschlossene Keersluis – und wieder warten wir
Foto: Wolf Ortlinghaus

Heute müssen wir wirklich geduldig sein. Der bereits von uns informierte Mitarbeiter von Enjoy Sailing gibt sich recht gelassen: „Kein Problem wenn Ihr später kommt. Hauptsache Ihr kommt samt Schiff wieder in Sint Annaland an.

Und tatsächlich schaffen wir es um 15.15 Uhr die Zeelandbrücke zu passieren. Hurra!

Weiter geht es unter Segeln Richtung Sint Annaland. Die Sonne scheint und wir genießen noch einmal feinstes Segelwetter.

Viele Frachter auf der Oosterschelde

Viele Frachter auf der Oosterschelde
Foto: Wolf Ortlinghaus

In der Marina legen wir rückwärts zum Steg an und räumen flott unsere Sieben Sachen zusammen.

Ein toller Start in die Segelsaion 2015!

Bavaria 36 Cruiser von Enjoy Sailing

Bavaria 36 Cruiser von Enjoy Sailing
Foto: Wolf Ortlinghaus

Die Crew: Ursula, Ole, Wolf, Tanja, Isabella

Die Crew: Ursula, Ole, Wolf, Tanja, Isabella
Foto: Isabella Faßbender mit Selbstauslöser

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar